Das Kloster Lorsch im Spiegel seines Totengedenkens
Prosopographische Untersuchung des Lorscher Necrolog-Anniversars1

Doktorarbeit von Monika Schmatz
am Historischen Seminar der Bergischen Universität Wuppertal, betreut von Prof. Dr. Eckhard Freise.

Noch heute erinnern in Lorsch die Torhalle und ein Rest des Mittelschiffs der Klosterkirche eindrucksvoll an die einstige Bedeutung des früheren Klosters Lorsch. Im Jahr 764 gegründet und von Mönchen, die nach der Regel des hl. Benedikt lebten, besiedelt, wurde Lorsch 772 Karl dem Großen geschenkt und blieb bis 1232 Reichsabtei. Das Kloster Lorsch war in dieser Zeit eines der reichsten monastischen Zentren östlich des Rheins, das Besitzungen von der niederländischen Nordseeküste bis zu den Schweizer Alpen besaß. 1248 wurde das Kloster Lorsch in das Erzstift Mainz inkorporiert und Prämonstratenser ersetzten die Benediktiner. Mit dem Verlust des Status einer Reichsabtei schwand der einstige politische Einfluss. Dennoch blieb Lorsch in der prämonstratensischen Zeit ein bedeutendes regionales Zentrum.

Bislang beschränkte sich die historische Forschung vor allem auf die Anfänge und die Blütezeit des Klosters Lorsch im frühen Mittelalter. Einblick in diese Spätzeit liefert das Lorscher Necrolog-Anniversar, das Bestandteil der Sammelhandschrift UB Würzburg M.p.th.f. 132, im 14. Jahrhundert in Lorsch entstanden ist und das bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts fortgeführt wurde. Das Lorscher Necrolog-Anniversar ist ein äußerst umfassendes und damit für die Forschung besonders wertvolles Beispiel schriftlicher Memorialaufzeichnungen. Doch nicht nur für die Spätzeit des Klosters ist das Necrolog eine wichtige Quelle. Das Besondere am Lorscher Necrolog ist, dass sich seine Einträge, die teilweise Schenkungsvermerke enthalten, vom 8. bis ins 16. Jahrhundert erstrecken. Die Einträge reichen damit über das gesamte Spektrum der Lorscher Geschichte.

Im Rahmen der Dissertation wurde erstmals das gesamte Lorscher Necrolog in seinem Aufbau beschrieben und alle rund 2.200 Personeneinträge ausgewertet. Parallel hierzu entstand die erste vollständige Transkription des Necrologs durch Dr. Hermann Schefers, dem Leiter des Fachgebiets Weltkulturerbe Kloster Lorsch in der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen.2 Den ersten Versuch einer zumindest partiellen Edition unternahm Johann Friedrich Schannat (1683–1739). 1723 veröffentlichte er das Lorscher Necrolog in seinem Werk "Vindemiae literariae".3 Die unvollständige und im Detail mangelhafte Edition Schannats diente schließlich Johann Friedrich Böhmer (1795–1863) als Grundlage für seine eigene Exzerptensammlung von 1853. Dieser fehlen daher nicht nur viele wichtige Informationen, sondern sie trägt aus diesem Grund auch fehlerhafte und unvollständige Transkriptionen Schannats weiter.4 Darüber hinaus gibt Böhmers Teilausgabe wiederum nur einen Teil der Einträge Schannats wieder. Die Edition von Schannat beinhaltet etwa 25% der Einträge, während Böhmer sogar nur 7% erfasst.



Anmerkungen:

1 Schmatz, Monika: Das Lorscher Necrolog-Anniversar. Totengedenken im Kloster Lorsch, Bd. 2: Prosopographische Untersuchung (= Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission, Neue Folge 27/2), Darmstadt 2007.
2 Schefers, Hermann: Das Lorscher Necrolog-Anniversar. Totengedenken im Kloster Lorsch, Bd. 1: Einführung und Edition (= Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission, Neue Folge 27/1), Darmstadt 2007.
3 Schannat, Johann F.: Vindemiae Literariae hoc est veterum monumentorum ad Germaniam Sacram praecipue spectantium collectio prima ... V. Necrologium Laureshamense, Fulda/Leipzig 1723, S. 23–40.
4 Böhmer, Johann Friedrich: Fontes Rerum Germanicarum. Geschichtsquellen Deutschlands, Bd. 3: Martyrium Arnoldi archiepiscopi moguntini und andere Geschichtsquellen Deutschlands im zwölften Jahrhundert, Stuttgart 1853, S. XXXIVf. und 144–152.


[Zur Homepage von Monika Schmatz] Stand: Mai 2008